Eigenes
Domizil für Paddelfreunde Jugendliche eines KVHS-Projekts bauten
Bootshaus / Im Ferienprogramm vertreten
Timmel. Der strömende Landregen konnte den Kajakfahrern
gestern morgen in Timmel die Stimmung nicht vermiesen — die Sportler
sind abgehärtet. Kaum waren die offiziellen Reden zur Einweihung des
neuen Vereins-Geländes vorbei, da wurden schon die Boote startklar gemacht.
Und ein besonders Mutiger sprang sogar in die grauen Fluten des
Timmeler Meeres.
„Wir sind froh,
dass wir sie haben; da brauchen wir uns um nichts zu kümmern.“ - Gerd
Weers, Chef der Wandergruppe Großefehn, blickte wohlgefällig auf
Heide Pohl. Die Leiterin der Vereins-Abteilung „Paddelfreunde
Timmel“ war treibende Kraft bei den Planungen für den Umzug. Der
bisherige Standort wurde, da von allen Seiten frei zugänglich, immer
mehr zum Allgemeingut und zur Ein- und Ausstiegsstelle für
Paddel-&-Pedal-Teilnehmer.
Die Gemeinde erhörte die Wünsche der Kajakfahrer und
stellte ihnen einen eigenen Platz zur Verfügung. Der alte Bootsschuppen
wurde von den Mitgliedern aufgebockt und mithilfe von Rollböcken an den
neuen Standort transportiert. Direkt daneben steht nun ein zweites Häuschen
zur Lagerung der Boote. „Damit ist unsere Raumnot gelöst,“ freut
sich Heide Pohl - die bisherige Unterkunft platzte schon aus allen Nähten.
Das neue Bootshaus wurde in einem Projekt der
Kreisvolkshochschule Aurich gebaut. 36 Jugendliche, die nach dem
Berufsvorbereitungsjahr bzw. nach ihrer Übersiedlung aus Rußland keine
Chance auf dem Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt hatten, wurden im
Rahmen der „Maßnahme zur Verbesserung der beruflichen Bildungs- und
Eingliederungschancen“ (BBE) vom Arbeitsamt Aurich gefördert.
Wie KVHS-Projektleiter Michael Mühlhan mitteilte, hat
die Hälfte der jungen Leute in den letzten Tagen die Hauptschulprüfung
bestanden, je zehn von ihnen werden in den nächsten Wochen eine Lehre
beginnen oder ins BGJ wechseln, einige haben inzwischen eine
Arbeitsstelle gefunden, die übrigen seien soweit, dass sie über eine
weitere Fördermaßnahme in den kommenden Monaten beruflich versorgt
werden können. Mühlhan berichtete von einem „Einstellungswandel“:
Ziellosigkeit sei einer deutlichen Orientierung auf Ausbildung oder
Beruf gewichen.
Die Paddel-Abteilung hat regen Zulauf. In der Mitgliederkartei
stehen schon rund 70 Namen. Eigenleistung wurde großgeschrieben. Doch
das Geld ist knapp. Umso dankbarer sei man, dass die Arbeitsverwaltung
die Kosten und die KVHS die Arbeit übernommen habe, sagte Heide Pohl.
Spendenaufrufe fanden allerdings noch nicht den erhofften Wiederhall.
Hervorgehoben wurde der Raiffeisen-Markt Westgroßefehn, der
Baumaterial kostenlos herankarrte. „Die Aktion geht weiter,“ kündigte
Gerd Weers an. Man brauche noch Bares für diverse Geräte.
Die Paddelfreunde sind kein Club, der sich abschottet. Eine besondere
Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche. „Freitags ab 17 Uhr kann jeder
kommen,“ sagt Pohl. Im Ferienprogramm 2000 sind die Timmeler mit drei
Terminen vertreten: heute, (29. Juli) Schnupperkurs ab 15 Uhr, 6. August
ab 9.30 Uhr Paddeltour zum Fehnmuseum Eiland, 22. August um neun Uhr
Paddeltour nach Ayenwolde. Am 20. August findet außerdem eine Tagesfahrt
auf Leda und Ems für erfahrene Kanuten statt.
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Eigenes
Domizil für Paddelfreunde Jugendliche eines KVHS-Projekts bauten
Bootshaus / Im Ferienprogramm vertreten
Aus den Ostfriesischen-Nachrichten vom 29. Juli
2000
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Paddelfreunde
suchen Ufer mit Hilfe eines Müllbootes ab
Berg von Unrat gesammelt / Verein bekommt von
Umweltlotterie „Bingo“ 800 Mark für einen neuen Kanadier.
Timmel. Als erfolgreich und zugleich
erschreckend beschreiben die Paddelfreunde Timmel ihre Müllsammelaktion
am Wochenende. Erfolgreich, weil wieder viele freiwilligen Helfer in
Aktion waren. Erschreckend, weil erneut ein großer Berg Unrat von
Plastikflaschen bis hin zum
alten Fahrrad gesammelt wurde.
Es war 1999 die Idee der Jugendgruppe bei den
Paddelfreunden, eine Müllsammelaktion an den Gewässern rund um Timmel
zu starten. In diesem Jahr konnte der Verein erstmals sogar einen
Kanadier als „Müllboot“ einsetzen. Angeschafft wurde er mit Unterstützung
der Umweltlotterie „Bingo“, die den Paddelfreunden mit 800 Mark
unter die Arme griff. So tauften die Timmeler das Boot auf den Namen
„Bingo“.
Kanuwanderer seien aktive Naturschützer, so Heide Pohl von den
Paddelfreunden. Die im Deutschen Kanuverband organisierten Paddler seien
verpflichtet, sich an „Zehn goldene Regeln für das Verhalten von
Wassersportlern in der Natur“ zu halten. Dazu gehöre, dass Müll
wieder mit nach Hause genommen werden müsse, dass mit Booten nur an den
dafür vorgesehenen Stellen angelegt werde und dass möglichst nur in
der Mitte gefahren werde, um so die Ufer zu schützen und nicht in die
Lebensräume von Vögeln, Fischen, Kleintieren und Pflanzen
einzudringen. Mit diesen Leitsätzen werde vor allen Dingen schon den
Kindern die Verantwortung des Menschen gegenüber der Natur deutlich
gemacht, so Pohl. „Wir geben ihnen die Gelegenheit über den Sport die
Natur zu erfahren.“
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Paddelfreunde
suchen Ufer mit Hilfe
eines Müllbootes ab
Aus der Ostfriesen-Zeitung
vom
29.September 2000
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Das Herz von Eike schlägt für das Paddeln
Von Ole Cordsen
Spetzerfehn/Timmel - So lustig es auch ist, im
Winter zu rodeln, auf Schlittschuhen übers Eis zu düsen oder
Schneemänner zu bauen: Eike Trauernicht (10) aus Spetzerfehn vermisst
etwas. Denn er muss noch bis zum Frühjahr warten, bis die kleinen Kanäle
oder Flussläufe wieder eisfrei sind und er wieder paddeln kann. Das ist
sein absolutes Lieblingshobby. Stolze 412 Kilometer weit ist er im
vergangenen Jahr auf dem Wasser unterwegs gewesen - im Verein, gemeinsam
mit anderen Kindern der Paddelfreunde Timmel (Gemeinde Großefehn). Aber
niemand aus der Region Weser-Ems ist in der Altersklasse "Schüler 1"
weiter gepaddelt als Eike, und in der Rangliste für ganz Niedersachsen
liegt er damit auf dem vierten Platz.
So sind die Paddelfreunde unter anderem von Timmel aus durch
verschlungene Gewässer bis nach Emden gefahren, sie waren auf den
Flüssen Jümme, Hase und Hunte und auch auf Binnenseen unterwegs. Wenn
Eike paddelt, hat er einen kleinen, wasserdichten Seesack im Boot.
Darin kann er Proviant wie Butterbrote und kleine Gummibärentüten
verstauen. Denn die Paddler halten auch zwischendurch an, steigen aus
und machen Pause. Auf dem Rumpf der Kanus (so nennt man die Boote) gibt
es auch ein Netz, in dem Eike Trinkflaschen unterbringen kann, denn
gerade im Sommer muss man beim Sport viel Flüssigkeit zu sich nehmen.
Mit im Boot haben die Paddler auch immer ihr Fahrtenbuch. Darin
kritzeln sie nach der Rückkehr, wie weit sie unterwegs waren. Und dieses
Büchlein schickt jeder Paddler dann am Ende des Jahres zur Zentrale des
Paddelverbandes. Und dort schauen dann Experten, welcher Sportler wie
weit gefahren ist und erstellen die Bestenlisten.
Vor drei Jahren im Sommer hat Eike erstmals bei einem Schnupperkurs
der Paddelfreunde Timmel mitgemacht, und er war sofort begeistert.
Inzwischen hat er sogar sein Wanderfahrer-Abzeichen in Silber gemacht.
Dafür musste er auch einen Ökologie-Kurs machen, in dem er gelernt hat,
welche Vögel es am Wasser gibt und wann sie brüten, oder welche Pflanzen
und Gräser am Ufer wachsen.
Das Tolle für Eike ist auch, dass sein Freund Luca Ottersberg (11)
ebenfalls gern paddelt. Der ist vergangenes Jahr 259 Kilometer weit
gefahren und auch weit oben in der Landesrangliste. Bevor es im Frühjahr
wieder das "Anpaddeln" gibt, kann Luca nur zweimal in sein Boot steigen.
Dann kurven die Paddelfreunde Timmel durchs Hallenbad und üben dort
die Eskimo-Rolle, einen Trick, damit man mit seinem Kanu nicht untergeht
und ertrinkt, wenn man mal das Gleichgewicht verliert und mit dem Kopf
unter Wasser gerät.
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Ostfriesen-Zeitung vom 07.01.2010
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